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Channel: PR – HR-PR Consult Dr. Manfred Böcker GmbH
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Wertbeitrag von HR in der Stakeholder Economy: Über Elaine Cohens CSR for HR

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Das Thema ist auch in Deutschland im Kommen: Immer mehr HR-Verantwortliche stellen fest, dass ihre Arbeit auch etwas mit Corporate Social Responsibility zu tun hat (siehe Beitrag auf diesem Blog vom Dezember 2010). Ende 2010 hat die in Israel lebende Beraterin Elaine Cohen nun ein erstes Buch zum Thema vorgelegt: CSR for HR. A Necessary Partnership for Advancing Responsible Business Practices. Cohen weiß, worüber sie schreibt. Sie hat über 20 Jahre Erfahrung in großen wie kleinen Unternehmen gesammelt – in und außerhalb von HR.

Missionarischer Ansatz
CSR for HR hat einen durchaus missionarischen Ansatz: Die Autorin betrachtet das Buch als „wake up call“ für HR-Verantwortliche. Hintergrund laut Cohen für die Dringlichkeit ihres Weckrufs ist die Tatsache, dass ein nachhaltiger Geschäftserfolg heute nur noch möglich ist, wenn Unternehmen eine ganzheitliche CSR-Strategie implementieren und aktiv leben. Kritisch für den Erfolg einer solchen Strategie aber ist, dass die wichtigsten „stakeholder“ dabei mitziehen, die eigenen Mitarbeiter. Daher ist HR der „Schlüsselpartner“ im Unternehmen, der aus CSR Wirklichkeit werden lässt. Ihre einfach Formel dafür lautet: „CSR minus HR is PR“, ohne HR reduziert sich CSR im Unternehmen auf eine reine PR-Übung.

CSR auf verschiedenen HR-Feldern
Diese Verantwortung von HR in Fragen der ethischen, gesamtgesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen exerziert Cohen in ihrem Buch auf verschiedenen HR-Feldern durch. Gleich ob es um die Rechte von Angestellten und Arbeitern, das Recruiting, die Gesundheitsvorsorge oder die Vergütung geht, in CSR for HR betrachtet Cohen HR durch die für Personaler ungewohnte CSR-Brille. Das ist in sehr vielen Fällen erhellend, was die Potenziale und Defizite aktueller CSR-Praxis in den Unternehmen aber auch neue Möglichkeiten für HR angeht, dem eigenen Anspruch als Businesspartner unter den Bedingungen von Transparenzgesellschaft und Stakeholder Economy gerecht zu werden.

Employability als Kernleistung von HR
Viele von Cohens mitunter scharf formulierten Beobachtungen sind lesenswert. Im Hinblick auf das Recruiting etwa zeigt sie, dass der Verzicht auf eine aktive, sichtbare und bewusste Diskriminierung nicht mit der unter dem CSR-Aspekt anzustrebenden „Chancengleichheit“ im Einstellungsprozess zu verwechseln ist. Diese bemisst sich allein am Ergebnis: „A company that has a monochromic workforce discriminates. That’s it.“ (37) Ungewöhnlich klar ist auch ihr Blick auf die Employability im Sinn einer unternehmensübergreifenden Marktgängigkeit der Angestellten als Kernleistung von HR und Kernstück der Verantwortung der Personalfunktion für die Menschen im Unternehmen: „They should be able to leave a company enriched with more skills und life capabilities than they had when they joined. They should be able to leave a company knowing that they are more employable. The concept of employability is core to the concept of corporate responsibility.” (154)

Nicht ohne Lücken
Cohen lässt wichtige Themen unberührt (erhebt allerdings auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit): Gerade vor dem Hintergrund der Finanzkrise stellt sich zum Beispiel ganz aktuell die Frage nach an Langfristigkeit und Nachhaltigkeit orientierten Anreizen in der Vergütungspraxis. Recht klar ist für Cohen die Verantwortung von HR für das Handeln von Menschen im Unternehmen. Als Kulturarchitekten sorgen die Personaler für ein Umfeld, das von Respekt, persönlicher Verantwortung und Werten geprägt sein soll – und das nicht nur in Sonntagsreden, sondern im betrieblichen Alltag: HR verbindet die Prinzipien der persönlichen Haftung und des werteorientierten Handelns mit dem Vergütungssystem (66). In den „Driving Principles“ (90) für eine CSR-kompatible Vergütungspolitik, die in dem Buch dargestellt werden, fehlt dann aber ausgerechnet der Aspekt der Nachhaltigkeit in der Vergütung. Es drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass die gewisse Inkonsequenz im Detail durchaus die gängige Praxis selbst in Unternehmen widerspiegelt, in denen CSR auch für HR längst kein Fremdwort mehr ist.

Schokaladenüberzug aus Belletristik
Etwas nervtötend sind die esoterischen Einsprengsel, die sich in dem Buch finden. Ebenso hat mich der Umstand gestört, dass Cohens Buch Elemente aus der Belletristik nutzt – es gibt eine Hauptfigur, die sich langsam das Thema erschließt sowie eine Rahmenhandlung. Mit zunehmendem Eintauchen in die CSR-Welt entdeckt die Personalerin dann zum Beispiel die Freuden der vegetarischen Ernährung. Na ja. Persönlich mag ich eigentlich keine Sachbücher mit einem Schokoladenüberzug aus Erzählschnickschnack. Der soll ein eher fades Thema genießbarer machen. Ich finde das Thema aber auch ohne Romanvolten und auf der ganz trockenen Sachebene spannend – und brauche diese Dinge generell nicht, um Sachbücher zu lesen (kostet nur Zeit). Aber das ist zugegebenermaßen Geschmackssache.

Fazit: lesenswert
Ich kann „CSR for HR“ allen empfehlen, die sich intensiv mit der Rolle von HR im Unternehmen beschäftigen – und auch denjenigen, die generell beim Thema CSR weitergehen möchten. Es lohnt sich zudem, Frau Cohen auf Twitter zu folgen.

CSR für HR im Trendreport HR-PR
Ersten Trends zum Thema CSR für HR in Deutschland gehe ich übrigens in meiner stichpunktartigen Umfrage Trendreport HR-PR nach, deren Ergebnisse im Frühsommer auf diesem Blog hier veröffentlicht werden.


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